Der Sommer, als du wiederkamst: Roman (German Edition) by Emily Martin

Der Sommer, als du wiederkamst: Roman (German Edition) by Emily Martin

Autor:Emily Martin [Martin, Emily]
Format: epub
veröffentlicht: 2017-08-27T16:00:00+00:00


15

Frank’s Diner ist menschenleer. Um diese Uhrzeit ist es zu spät fürs Abendessen und noch zu früh für die Nachtschwärmer.

Frank’s ist eine ehemalige Werkstatt, die zu einem Diner umgemodelt wurde. Der Laden hat einen Fünfzigerjahre-Touch und eine sechs Seiten lange Speisekarte. Die riesigen Garagentüren stehen heute Abend offen, sodass die schwüle Luft hereinweht.

Ich setze mich in eine Tischnische in der Nähe des Tresens und bestelle einen Kaffee.

Ich lege mein Telefon auf den Tisch und starre auf das Display, während ich Cory eine telepathische Nachricht schicke, dass er mich zurückrufen soll. Ich bin immer noch zwei Meilen von meinem Zuhause entfernt. Ich würde ja zu Fuß gehen, aber inzwischen ist es stockdunkel. Und ich trage einen Rock. Und diese Stimme in meinem Kopf schreit, dass ich bloß keine Idiotin sein soll.

Eine noch größere Idiotin.

Was Kyle angeht, habe ich mir etwas vorgemacht. Immer lande ich bei diesen Typen, die sich einen Dreck um mich kümmern und mich nur benutzen wollen. Und ich habe Kyle wohl auch nur benutzt. Es hat nur nicht funktioniert.

Graham hatte womöglich recht vorhin. Er hat mich quasi einen Feigling genannt, und angesichts dessen, wie der heutige Abend verlaufen ist, habe ich diesem Urteil wenig entgegenzusetzen. Ich kreise ständig um die Dinge, die ich nicht kontrollieren kann. Moms Krebs, ihr Haarausfall, die Tage, an denen sie zu schwach ist, um das Bett zu verlassen. Natalies Tod, Declans Abschied, die Gerüchte, die sich die Leute hinter meinem Rücken erzählen.

Worauf ich mich stattdessen konzentrieren sollte, sind die Dinge, an denen ich etwas ändern kann. Heute Abend habe ich es mit Kyle nicht völlig aus dem Ruder laufen lassen; das ist doch ein Anfang. Noch zu Jahresbeginn wäre die Geschichte vielleicht anders ausgegangen. Das ganze Frühjahr über habe ich ein und denselben Fehler immer wieder gemacht.

Aber damit ist jetzt Schluss. Das Einzige, was ich jetzt tun muss, ist, mir zu überlegen, wie ich nach Hause komme. Also, ich könnte darauf warten, dass mich jemand zurückruft (eher nicht), oder ich könnte meine Eltern anrufen (ganz sicher nicht) oder … Ich könnte in den sauren Apfel beißen und diese letzte Nummer wählen.

Ich nippe an meinem Kaffee und beäuge mein Telefon. Ich kann nicht anrufen. Vielleicht ist er noch mit Mackenzie zusammen. Ich kneife die Lider zusammen und reibe mir die Schläfen, versuche angestrengt, das Bild von ihnen beiden in seinem Zimmer wegzumassieren.

Andererseits würde er wohl gar nicht erst rangehen, wenn sie noch bei ihm wäre. Und außerdem bin ich ziemlich sicher, dass er mich sowieso schon hasst. Was habe ich also groß zu verlieren?

Es fängt an zu läuten, noch bevor ich von der Idee, ihn anzurufen, hundertprozentig überzeugt bin. Dann fange ich an zu beten, dass er nicht rangeht. Dann tut er es.

»Harper?«

»Hey.« Ich umschließe die Kaffeetasse mit einer Hand. »Bist du gerade beschäftigt?«

Declan zögert. »Eigentlich nicht.«

»Du bist mit niemandem zusammen?«

»Nein … warum?«

Meine Lider schließen sich wieder. »Ich habe mich gefragt, ob du mich bei Frank’s abholen könntest? Ich brauche … eine Mitfahrgelegenheit.«

»Oh. Äh, ja. Das könnte ich schon machen. Gib mir nur ein paar Minuten, ja?«

»Klar.



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